Das Rote Fort und Politik zum Frühstück

Nachdem wir die meisten Sehenswürdigkeiten Delhis am Vortag besichtigt haben, stand an diesem Tag das Rote Fort auf dem Plan. Auf dem Weg dorthin, schimmerte es uns, dass wir bisher nur die schönen und reichen Seiten Delhis gesehen haben und wir gleich die reale Welt sehen würden. Auf dem Weg dorthin wurden einige Vorurteile, die man über Indien hört tatsächlich bestätigt – wir sahen extrem arme Menschen auf den Straßen, Kinder, die im Müll wühlen, Bettler mit offenen Wunden usw. Einmal am Fort angekommen, waren wir mit Hunderten Rikschas, Tuk Tuks und Tausenden von Menschen konfrontiert, auf die wir wie Aliens wirken mussten (zumindest wenn man nach ihren Blicken urteilen darf). Als wir an der Absperrung vor dem Fort vorbei waren, stellte ich fest, dass mein Portemonnaie nicht mehr da war – alle Hoffnungen, dass ich es in der Wohnung gelassen habe waren umsonst – es wurde mir in einer klassischen Situation in einer Menschenmenge aus der Tasche gezogen… Zum Glück war es nur die Reisegeldbörse mit nur einer Kreditkarte und nicht allzu viel Bargeld. Nach einigen Telefonaten und der Unterstützung von Familie und Freunden ist die neue Karte unterwegs zu mir. Dennoch eine unnötige Erfahrung 🙁

Als wir uns dann durch die Menschenmassen durchquetschten und alle Paar Meter gebeten wurden, für ein Selfie mit den Einheimischen zu posieren, kam es uns vor als wären wir die Hauptattraktion. Unvorbereitet wie wir sind, stellten wir uns in die Schlange mit allen anderen und standen da gefühlte 30 Minuten bis sich ein netter Inder erbarmt hat und uns darauf hingewiesen hat, dass es für ausländische Touristen eine gesonderte Schlange gibt (wo außer uns fast niemand war). Es sollte sich heraus stellen, dass es in Indien an vielen Stellen gesonderte Schlangen für „Inhaber hochwertiger Eintrittskarten“ gibt 😀

Wir können uns vorstellen, wie schön das Fort früher war und dass es mit dem Topkapi Palast in Istanbul verglichen werden konnte, was wir allerdings gesehen haben war ziemlich enttäuschend. Der Palast ist ziemlich heruntergekommen, die Pracht früherer Tage längst vergangen (geraubt, nicht in Stand gehalten, zerfallen) und es existieren nur noch Geschichten.

Um auf unsere lange Bahnreise nach Amritsar am Folgetag vorbereitet zu sein, haben wir beschlossen, am Bahnhof vorbei zu fahren und uns dort umzuschauen, damit wir wissen, wo wir hin müssen. Es stellte sich als eine gute Idee heraus, da es zwei „Hauptbahnhöfe“ gibt (Delhi und New Delhi) und sie genauso aussehen, wie man sich einen Bahnhof in Delhi so vorstellt…

Nach all dem sind wir zurück in unser neues Zuhause und haben unseren Gastgeber nach einer Restaurantempfehlung gefragt. Seine Tochter hat und einen hippen Markt empfohlen, wo man gut essen gehen kann. Das „hippe“ daran war, dass alle Restaurants exotisches Essen aus der Europäischen Küche angeboten haben. Aber da wir nicht für Pizza und Burger nach Indien gefahren sind, sind wir am Ende in einem kleinen Imbissladen gelandet, der scharfen Reis mit Fleisch serviert hat (Biryani). Zurück an unserer Wohnung, klopfte unser Gastgeber an der Tür und lud und zum späten Abendessen ein, was wir natürlich nicht ablehnen konnten (der Reis war eh zu scharf). Es gab Daal (ein Linseneintopf), gekochtes Gemüse, frisch gebackenes Naan (Brot) und hausgemachten Büffeljoghurt – Yam! :))) Dazu gab es eine interessante Diskussion über die Indische Gesellschaft, die Beziehungen zu anderen Ländern und warum die Concorde nicht über Indien fliegen durfte (Hinweis: Überschallknall!). Sunil lud uns dann auch zum Frühstück am nächsten Morgen vor unserer Abreise ein. Zum Masalla Omelett (scharf gewürztes Omelett mit Tomaten und Chilischoten) gab es mehr Gespräche über Politik und Diskussionen zwischen Sunil und seinem Bruder, was uns gezeigt hat, dass es egal ist wo man her kommt – Geschwister sind immer gleich 😀

 
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