Hallo Leute,
wir haben endlich die Zeit und Energie gefunden, um den Post unten fertig zu machen – wir haben ihn im Flieger von Norwegen nach Istanbul geschrieben, um die Emotionen so frisch wie möglich fest zu halten.
Oh man! Was für ein ereignisreicher Start für unseren Rucksack-Trip! Heute früh mussten wir noch etwas früher aufstehen, als wir eigenlich vor hatten, da das Bodenpersonal am Flughafen Hamburg angekündigt hat 6 Uhr zu streiken. Bei unserer Ankunft wurden wir bereits von Menschen it Flaggen und Warnwesten in Gewerkschaftsfarben empfangen. Fragen, ob wir und unser Gepäck rechtzeitig weg kommen würden oder ob der Streik unsere Pläne durcheinander wirbelt standen natürlich im Raum. Da wir aber bereits am Vortag vom Streik rfuhren, waren wir schon vor 5 Uhr am Flughafen, um auf Nummer Sicher zu gehen- Schlaf ist eh überbewertet 😉
Das frühe Aufstehen hat sich am Ende bezahlt gemacht, sowohl wir als auch unser Gepäck sind sicher in Oslo angekommen – So weit so gut…
In Oslo angekommen, haben wir als erstes unsere großen Rucksäcke in die Aufbewahrung gegeben, um den Tag mit leichtem Gepäck in Oslo zu verbringen. Als wir dann an der Anzeigetafel der Bahn ankamen, mussten wir über ein Ziel besonders schmunzeln: Lillehammer. Als Fans der Serie Lilyhammer, konnten wir es einfach nicht lassen, die Heimat von Johnny Henriksen und den Austragungsort der Olypmischen Spiele ’94 zu besuchen – gesagt, getan 🙂 Mit einem luxuriösen Regionalzug sind wir durch wunderschöne verschneite Landschaften, vorbei an zugefrorenen Seen und Wasserfällen gefahren (mit durchgehen kostenlosem WIFI!). Dort angekommen, entdeckten wir ein nettes kleines verschlafenes Städtchen. Was uns aber sofort umgehauen hat, war die eisige Kälte! In all unserer Spontanität, haben wir im warmen Flughafengebäude nicht daran gedacht, was Winter in Norwegen eigentlich ehißt und haben unsere Winterausrüstung zusammen mit unseren Rucksäcken am Flughafen weg geschlossen. Und so hatten wir nur unser Handgepäck dabei, was für Istanbul und Temperaturen zwischen 12 und 15° gepackt war. Wir haben uns bei -13°C ziemlich die Hinterteile abgefroren, als wir die „Altstadt“ von Lillehammer entdeckten, die zum Glück aus nur einer Straße mit Holzhäuschen bestand – besonders die Menschen, die Schlitten als Fortbewegungsmittel genutzt haben (ähnlich zu Kickboards), haben uns etwas komisch angeguckt 😀 Nachdem wir uns bei einem warmen Tee aufgewärmt haben, beschlossen wir einen früheren Zug zurück zu nehmen und in Oslo etwas richtiges essen zu gehen.
Auf der Rückfahrt haben wir (im WIFI, im Zug!!! #Neuland) einen Fischladen ausgemacht, der auch ein kleines Bistrot betreibt, wo man leckeren frischen Fisch essen kann, also ab da hin. Und so saßen wir da, genoßen unseren Fish&Chips, guckten den Menschen auf dem Marktplatz bei ihrem Treiben zu und feierten uns ein Bisschen selbst dafür, dass wir diese verrückte Idee umgesetzt haben. Bis wir uns überlegt haben, sicherheitshalber nachzugucken, wann denn unser Flug am Abend geht (wir wussten, dass er irgendwann zwischen 20 und 21 Uhr ist und haben geplant spätestens um 18 Uhr wieder am Flughafen zu sein). Als wir unsere Boardingpässe gesehen haben, stockte uns das Herz – Boarding time: 21:25, Departure time: 17:50!!!! Es war 16:20, also nahmen wir die Beine in die Hände und rannten zum Bahnhof was das Zeug hält. Wir sprangen in die sich schließende Tür des Zuges zum Flughafen, rannten dort zur Gepäckaufbewahrung, weiter zum Check-in nur um den Herren dabei zu sehen, wie er die Schilder von Turkish Airlines abbbaut. All unser Flehen und Beten half nicht- er sprach mit der Verantworklichen von Turkish Airlines und es war nichts zu machen – wir sollten uns an den Schalter wenden. Am Schalter zunächst die gleiche Aussage: wir haben die Check-in Zeit um 10 Minuten verpasst. Nachdem wir aber wieder etwas Atem erringen konnten und der Dame so freundlich, wie es nur ging erklärten, was auf unseren Boardingpässen stand (und ihr diese vorzeigten), hat sie zwar eingesehen, dass es verwirrend ist, aber man könne eben nichts machen. Sie hat uns dann Flüge für den nächsten Tag raus gesucht und ein Hotel am Flughafen empfohlen und wir sahen bereits vor dem inneren Auge, eine ungeplante weitere Nacht in Oslo und ein AUs für unsere Pläne für Istanbul 🙁 Doch es sollte nicht so kommen- die Frau sah die Verzweiflung in unseren Augen, hörte unsere Pläne und hat wohl innerlich zugestimmt, dass das nicht der Anfang unserer großen Reise sein konnte – sie nahm das Telefon in die Hand, telefonierte mit jemandem und wir konnten an ihren Gesichtzügen eerkennen, dass sie gute Nachrichten hatte. Dann gab es sehr klare Anweisungen:
- Rennt zum Check-in Schalter, lasst euer Gepäck dort wir kümmern uns darum.
- Danach rennt durch die Security – stellt euch nicht in die Schlange, seht zu, dass ihr so schnell wie möglich durch seid.
- Wenn ihr da durch seid, rennt zu Terminal F (ja, natürlich ist es der, der am weitesten weg ist) und geht durch die Passkontrolle.
- Auf keinen Fall irgendwo anhalten und spätestens in 10 Minuten am Gate sein – wenn ihr das nicht schafft, kann ich euch nicht mehr helfen.
Das war eine sehr klare Ansage und die ließen wir uns nicht zwei Mal geben! Wir rannten so schnell es geht, drängten uns an der Security Schlange vorbei (vielen Dank an die Leute in der Schlange, die das hingenommen haben), dann im Zick-Zack durch die Terminals bis wir völlig außer Atem an der Passkontrolle ankamen, wo uns bereits ein Mitarbeiter von Turkish Airlines erwartet hat und beruhigt hat, dass man auf uns warten würde. Und dann war es vor uns, dieses Gate, das wir geistig schon aufgegeben haben… Und die Leute am Gate haben sich sichtlich mit uns gefreut, dass es doch noch geklappt hat! Und jetzt schreiben wir diese Zeilen aus dem Flugzeug und können unser Glück immer noch nicht fassen. Wir sind der Dame von Turkish Airlines echt dankbar, sie hat eindeutig irgendwelche Fäden gezogen und wir werden uns mit der Airline in Verbndung setzen, um unseren Dank auszusprechen.
An diesem Tag sind zwei Wunder geschehen: 1. Unser Gepäck ist heil aus Hamburg angekommen und 2. Wir haben diesen Flug bekommen, auch wenn unser Gepäck vermutlich in Oslo geblieben ist.
UPDATE: Unser Gepäck war doch tatsächlich bis Indien durchgecheckt und kam heil mit uns an!
Was haben wir heute gelernt?
- Überprüfe deine Abflugzeiten im Voraus und setze dich bei Inkonsistenzen in Verbindung mit der Airline.
- Sei nett zu Personal. Sie kriegen auch so genug ab und wissen zu schätzen, wenn man nett zu ihnen ist und das zahlt sich manchmal aus.
- Packe extra Klamotten ein, nur für den Fall…
Nach diesem aufregenden Tag weren wir uns morgen etwas Spa-Zeit und leckeres türkisches Essen gönnen bevor es weiter ins Land des Karma geht: Indien.
Michael und Alice out…